1. Vorschriften - Helmpflicht & Zulässigkeit von Motorradhelmen
Die Helmpflicht ist eine gesetzliche Vorschrift und wird nach Paragraph §21a StVO geregelt. Diese gilt seit 1976 für Fahrer und Beifahrer von Krafträdern sowie drei- und mehrrädrigen Kraftfahrzeugen, die ohne Sicherheitsgurte ausgestattet sind.
Seit 1978 bezieht sich diese Gesetzesvorschrift auf alle motorisierten Zweiräder (Motorrad, Moped, Mokick), die eine zulässige Geschwindigkeit von über 20 Stundenkilometer besitzen, wozu dies seit 1985 auch für das Führen von Mofas greift.
Wenn du oder dein Sozius im Straßenverkehr ohne Motorradhelm teilnehmt, erwartet euch ein Bußgeld. Das betrifft auch Beifahrer, die in einem Beiwagen sitzen. Die Höhe beträgt 15 Euro (Bußgeldkatalog 2016).
Zu den zugelassenen Motorradhelmen zählen alle Modelle mit ECE-Stempel. Dieses Siegel besagt, dass der Helm nach einer in Europa einheitlichen Vorschrift geprüft wurde und damit den gesetzlichen Bestimmungen für die Nutzung im öffentlichen Straßenverkehr entspricht. Die derzeit aktuellste Version ist mit dem Siegel ECE-R 22.05. im Umlauf. Motorradhelme haben nach dieser Prüfung bestimmte Bedingungen in puncto Stoßdämpfung, Formstabilität sowie Reißfestigkeit eines Kinnriemens und Mindestanforderungen an ein eventuell vorhandenes Visier zu erfüllen. Motorradhelme sind nur mit ECE-Siegel zulässig und müssen Schutz für Ohren, Stirn und den Nacken bieten. Erfüllen sie diese Bedingungen nicht, sind Sie für den öffentlichen Straßenverkehr unzulässig. Allerdings gibt es laut §21a STvO eine Ausnahmeregelung die besagt, dass der Motorradhelm auch ohne ECE Prüfung zulässig ist, sofern er von der Bauart her als Schutzhelm anzusehen ist.
Abweichend von § 21a Absatz 2 […] dürfen Kraftrad-Schutzhelme, die nicht in amtlich genehmigter Bauart ausgeführt sind, verwendet werden.
2. Aufbau und Bestandteile des Motorradhelmes
Ein Motorradhelm, der zum Straßenverkehr zugelassen ist, hat einen vorgeschriebenen Aufbau zu besitzen. Grundsätzlich besteht dieser aus einer Dämpfungsschale und schlagfesten Außenschale sowie einem Kinnriemen mit entsprechendem Verschluss und Kinn-Aufschlagsschutz.
In der Regel besteht das Visier eines modernen Motorradhelms aus Polycarbonat. Dabei handelt es sich um einen durchsichtigen Kunststoff, der über die Eigenschaften der Schlagfestigkeit sowie der UV-Strahlungsresistenz verfügt und bei einem Stoß nicht splittert, sodass das Visier Dein Gesicht bei einem Unfall nicht verletzen kann.

Die Basis für einen Motorradhelm besteht aus Kunststoffen, welche derzeit in zwei Gruppen eingeteilt sind. Unter die Thermoplasten Helme fallen unter anderem ABS, Polycarbonat oder Polyamid, welche über ein Spritzgussverfahren hergestellt werden.
Zum anderen werden Motorradhelme aus Duroplaste und Verbundwerkstoffen angeboten, mit denen der Kunststoff durch bestimmte Faserstoffe verstärkt wird. Darunter zählen unter anderen Glas-, Carbon-, Polyethylen- sowie Aramid-Fasern. Im Inneren des Helms ist üblicherweise geschäumtes Polystyrol eingesetzt, das energieabsorbierend und als Dämpfung bei Kopfaufprallen wirkt.
3. Helmarten

Bei einem sogenannten Klapphelm kann die Kinnpartie samt Visier hoch auf den Oberkopf geschoben werden. Dies bietet Dir vor allem als Brillenträger den Komfort, dass Du Deine Brille aufbehalten kannst, wenn Du Deinen Klapphelm auf- oder absetzt, wie es zum Beispiel bei einem Integralhelm nötig wäre.
Bei einem Pinlock-Helm ist das sogenannte Pinlock-Visier integriert, das zusätzlich zum Hauptvisier noch eine weitere Kunststoffscheibe besitzt. Normalerweise ist dies eine besondere Art von Integralhelmen, die über das ganze Jahr hinweg getragen werden können. Durch das zweite Visier wird der kalte Fahrtwind vermehrt draußen behalten und das Beschlagrisiko sinkt. Zudem kannst Du ein getöntes zweites Visier montieren, das Du bei Bedarf herunterklappst, wenn die Sonne beziehungsweise der Straßenbelag blendet.



4. Motorradhelm Hersteller
National und international gibt es zahlreiche Motorradhelmhersteller, welche für den Straßenverkehr zugelassene Helme anbieten, wie zum Beispiel:
Abus | Probiker |
Arai | Römer |
AVG | Schuberth |
BMW | Scorpion |
Caberg | Shark |
Cratoni | Shoei |
HJC | Swing |
Nexo | Uvex |
Nolan |
5. Entwicklungen der letzten Jahre
In den letzten Jahren haben auch Motorradhelme in puncto Materialien, Eigenschaften und Schutz immense Entwicklungsfortschritte gemacht.
So wurden neue Materialien wie Carbon verarbeitet, das über eine wesentlich höhere Schlagfestigkeit verfügt Helme spürbar leichter macht. Helme aus Polycarbonat zeigen sich heute extrem resistent gegen Austrocknung und weisen eine höhere Kratzfestigkeit sowie Widerstandsfähigkeit durch zusätzliche Klarlackschichten auf. Wo einst nur herkömmlicher Kunststoff den Visier-Standard bestimmte und dieser maximal durch getönte bzw. verspiegelte Visiere ausgetauscht werden konnte, bietet der Markt, dank fortschrittlicher Entwicklungstechnik, heute deutlich mehr in puncto Blend- und Sichtschutz an.
Darüber hinaus wurden die Dämmschutzeigenschaften verbessert, was sich im Tragekomfort und der Senkung des Geräuschpegels bemerkbar macht, aber insbesondere die Schlagenergie bei einem Kopfaufprall um ein Vielfaches besser absorbieren lässt. Ebenfalls hat sich was in der Aerodynamik getan, damit vor allem bei hohen Geschwindigkeiten der Fahrtwindluftdruck minimiert wird und deine Nackenmuskulatur diesem weniger entgegenwirken muss.
6. Prüfungen/Tests von Motorradhelmen
Zahlreiche Testinstitutionen, wie unter anderem Stiftung Warentest, nehmen sich regelmäßig eingehender Prüfungen von Motorradhelmen an. Ein in Europa anerkannter Prüfdienst verteilt den für die Teilnahme am Straßenverkehr notwendigen ECE-Siegel. Aber auch internationale Prüfinstitutionen nehmen Motorradhelme aus dem jeweiligen Herstellerland genau unter die Lupe.
Über Bussgeldkatalog.org wurden verschiedene Motorradhelme aktuell einem Test unterzogen. Als Testsieger 2016 sticht der HJC IS-17 als Integralhelm hervor. Mit der Testnote "Gut" schnitt der Shark "Raw Blank Mat" unter den Jethelmen vor dem Stark IA Street und dem Nexo "Rider 2" ab, während bei den Klapphelmen der Caberg Duke als Preissieger mit der Testnote "Gut" hervorgeht.
7. Was muss beim Kauf beachtet werden?
Das Grundlegendste beim Kauf eines Motorradhelms liegt in der ECE-Zertifizierung, welche die Straßenzulassung gewährleistet. Die einzelnen Kriterien für den Motorradhelm-Kauf sind je nach Motorradhelmart teilweise unterschiedlich. Generell solltest Du für den bestmöglichen Tragekomfort auf ein geringes Gewicht achten. Ein geringer Widerstand entspannt den Nackenbereich insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten.
Ein besonderes Kriterium liegt in der richtigen Größe des Helmes. Diese muss explizit für deine Kopfgröße ausgewählt werden. Der Motorradhelm darf nicht drücken, da dies bei längeren Motorradfahrten zu Kopfschmerzen führen kann. Ein zu groß gewählter Motorradhelm kann deinen Kopf nicht optimal ummanteln. Dies hat zur Folge, dass bereits bei geringen Geschwindigkeiten der Luftdruck den Helm nach hinten drückt, was nicht nur den Tragekomfort stark einschränkt, sondern auch den sicheren Schutz von Stirn und Nackenbereich gefährden kann.
Bei dem Kauf eines Helmes solltest du Design hinter die sicherheitsrelevanten Faktoren stellen, denn ein schicker Helm rettet Dir im Notfall nicht das Leben.
Deine Gesundheit sollte es dir Wert sein, einen hochwertigen Motorradhelm zu kaufen, der sich preislich von günstigen Produkten spürbar unterscheiden kann. Je nach Helmart solltest du für einen Helm mit geschlossener Kinnfront mit Preisen ab 200 Euro rechnen. Helme ohne feste Kinnfront sind bereits in relativ guter Qualität ab 50 Euro erhältlich.

Helm mit geschlossener Kinnfront
8. Die richtige Helmgröße ermitteln
In einem Vorort-Geschäft kannst du unterschiedliche Helmgrößen ausprobieren und auf diese Weise die optimale Größe bestimmen. Wenn der Helm nirgends drückt, nicht auf dem Kopf rutscht und du zwei Finger zwischen den Helmrand und der Stirn einschieben kannst, hast du die für dich optimale Größe gefunden.
Beim Online-Kauf bist du auf eine exakte Abmessung deines Kopfumfanges angewiesen. Diese erhältst du, wenn du ein Maßband waagerecht über die dicksten Stellen über den Ohren um Deinen Kopf herum führst.
Sollte dein neuer Motorradhelm widererwartend nach dem Kauf doch etwas drücken, so lässt dies in den meisten Fällen nach mehrmaligem Tragen nach, da sich die Polsterungen im Helminneren mit der Zeit Deiner Kopfform anpassen und sich ein neuer Helm in der Regel immer noch ein wenig weitet. Das Anpassen an die Kopfform ist übrigens auch ein Grund dafür, dass du deinen Helm nie verleihen solltest beziehungsweise einen gebrauchten Helm kaufen solltest. Nach einer gewissen Zeit des Tragens sitzt dein neuer Motorradhelm wie maßgeschneidert und bietet dir eine optimale Passgenauigkeit.
Falls sich der Druck des Helmes nicht von selbst erledigen sollte, kannst du das innenliegende Styropor dort ein wenig eindrücken, wo der Helm drückt.
9. Reinigung & Pflege des Motorradhelmes
In der Regel wird bei der Reinigung eines Motorradhelme auf chemische Reinigungsmittel verzichtet und lediglich ein feuchter Lappen zum Reinigen der Außenschale und der festen Kinnfront benutzt. Da chemische Reinigungsmittel oftmals auch Lösungsmittel beinhalten, läufst Du bei einem Kontakt mit der Helmschale Gefahr, dass diese beschädigt und porös wird, was zur Folge hat, dass das Material an Schlagfestigkeit verliert.


Bereiche aus Leder oder Kunstleder solltest du regelmäßig pflegen. Dafür werden spezielle Produkte ebenfalls im Motorrad-Fachhandel angeboten, die dafür sorgen, dass diese Materialien langfristig geschmeidig bleiben und keine unangenehmen Reibungen verursachen.
10. Nutzungsdauer von Helmen
Grundsätzlich solltest du dir einen neuen Helm anschaffen, wenn dein alter Helm einem Schlag ausgesetzt war. Dazu muss nicht zwingend ein Unfall mit Kopfaufprall erfolgt sein, sondern in manchen Fällen reicht es schon aus, wenn der Helm aus einer bestimmten Höhe herunterfällt. Dabei können kleinste Haarrisse im Schalenmaterial auftreten, die dafür sorgen, dass der bestmögliche Sicherheitsschutz bei einem Unfall nicht mehr gegeben ist.
Des Weiteren wird ein neuer Motorradhelm notwendig, wenn sich deine Kopfform verändern sollte, wie es zum Beispiel durch Gewichtsabnahme bzw. -zunahme der Fall sein kann.
Ohne Unfall und bei gleichbleibender Kopfgröße sollten Duroplaste und Helme mit Verbundwerkstoffen spätestens alle acht Jahre ausgetauscht werden.
Helme ohne Thermoplaste und zusätzlicher Lackschicht verspröden schneller und verlieren dadurch auch schneller ihre Schutzwirkung. Aus diesem Grund solltest du diesen Helm spätestens nach fünf Jahren durch einen neuen Helm ersetzen.
Ein weiteres Merkmal, das eine Neuanschaffung eines Motorradhelms notwendig macht, ist ein Rückgang des Dämmmaterials im Helminneren. Gibt dieses zu viel nach, zersetzt sich und verliert an Form, sodass die optimale Passform nicht mehr gegeben ist, so ist auch hier ein Neukauf empfehlenswert.
11. Richtige Entsorgung des Motorradhelmes
Grundsätzlich kannst du deinen ausgedienten Motorradhelm im Restmüll entsorgen, was allerdings weniger empfehlenswert ist, da ihn dort jeder erblicken kann und gegebenenfalls zum weiteren Tragen an sich nimmt. Nicht jeder Schaden an einem Helm ist mit dem bloßen Auge ersichtlich und kann für unwissende Dritte ein hoch lebensbedrohliches Risiko darstellen, wenn dein alter Helm weiter genutzt wird. Der ausgediente Helm wird in jedem Wertstoffhof zur Entsorgung angenommen.
Du kannst aber auch einen Motorradhelm-Händler fragen, ob du deinen alten Motorradhelm dort lassen darfst. Normalerweise übernehmen diese die Entsorgung für dich, wenn du dort deinen neuen Helm kaufst.
Bildquelle: https://stocksnap.io/photo/6F4302CB15Skitter Photo
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Helmpflicht https://www.adac.de/infotestrat/motorrad-roller/helm-bekleidung/motorradhelme/default.aspx?ComponentId=39283&SourcePageId=39630 https://www.bussgeldkatalog.org/sicherheit/ https://testsieger.bussgeldkatalog.org/motorradhelm/ http://www.motorradonline.de/lexikon/helmkauf-mass-nehmen/41256 http://www.wie-entsorge-ich-was.de/muellarten/sperrmuell/sperrmuell-entsorgt/